Gesundheit

Schulter – und Handschmerzen nach einem Schlaganfall: Schmerzsyndromen vorbeugen

31. Januar 2022 5 min. Lesezeit

Die Lähmung ist ein häufiges Symptom nach einem Schlaganfall. Zusätzlich können Sensibilitätsstörungen und Depressionen  dazu führen, dass dem betroffenen Arm bzw. der betroffenen Hand zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Nicht selten kommt es vor, dass Patienten auf ihrem gelähmten Arm liegen oder die Finger der betroffenen Hand in den Speichen des Rollstuhles stecken. Verletzungen und Bewegungseinschränkungen in der Schulter können entstehen.

Mann hält schmerzende Schulter

Schmerzsyndrome nach einem Schlaganfall

Bei erstmaligen Auftreten von Schmerzen sind diese meist gut an einer Stelle lokalisierbar. Wird nicht rechtzeitig darauf reagiert, kann daraus ein starker, generalisierter Schmerz werden.

Die gelähmte Hand ist besonders gefährdet, dauerhafte Bewegungseinschränkungen durch eine  Schmerzsymptomatik zu entwickeln. Hier zeigen sich anfangs die typischen Entzündungszeichen wie Schwellung, Rötung und Erwärmung. Um Schmerzen zu verhindern, wird die Hand noch weniger bewegt. Die Bewegungseinschränkung nimmt zu. Ein Teufelskreis beginnt.

Schmerzen am Handgelenk oder an der Schulter sollten mit dem behandelten Arzt besprochen werden. Medikamentöse Therapien können helfen chronische Schmerzen zu unterbinden. 


Schmerzen in Hand oder Schulter nach einem Schlaganfall: Das können Sie tun

Um einer Schmerzsymptomatik vorzubeugen, muss auf die richtige Lagerung der gelähmten Hand bzw. des gelähmten Armes geachtet werden. 

Die richtige Lagerung im Rollstuhl:

  • Verwenden Sie auch für kurze Strecken einen Rollstuhltisch, auf dem der betroffene Arm bzw. die Hand abgelegt werden kann.
  • Sorgen Sie für eine weiche Auflagefläche (z.B. ein Handtuch).
  • Legen Sie die Hand mit der Handfläche nach unten am Tisch ab.
  • Nehmen Sie ein zusammengerolltes Handtuch oder ein weiches Stofftier in die Hand, um Verkrampfungen zu verhindern. Wenn Sie das Gefühl haben, dass sich Ihre Faust unwillkürlich fest um den Stoff schließt, wählen Sie lieber einen anderen Gegenstand und sprechen Sie mit Ihrem Therapeuten darüber.
  • Achten Sie auf einen aufrechten Sitz. Dadurch ist eine physiologische Gelenksposition im Schultergelenk gewährleistet.
  • Lagern Sie die betroffene Hand bzw. den betroffenen Arm immer so, dass Sie ihn sehen können. 

Sollten Sie auf einen Rollstuhl angewiesen sein, versuchen Sie ihn hauptsächlich für kurze Strecken zu nutzen. Auch wenn es im Alltag oft praktisch ist, tagsüber im Rollstuhl zu sitzen, ermöglicht er auf Dauer keine ergonomische Sitzposition. Dies kann zu Schmerzen an der Schulter führen. Ein normaler Sessel sowie die Lagerung des Armes am Tisch davor können Abhilfe schaffen.

Die richtige Lagerung im Liegen: 

  • Legen sie den betroffenen Arm in einem 90° Winkel seitlich am Körper ab. 
  • Achten Sie darauf, dass Ihr Handgelenk ungefähr auf Höhe des Herzens liegt. Dadurch kommt es zu keinen Stauungen im Arm und der lymphatische Rückfluss ist gewährleistet.
  • Versuchen Sie einen Polster unter den Arm zu legen, um eine angenehme Armposition zu unterstützen. 
  • Auch im Liegen muss darauf geachtet werden, dass weder Hand noch Arm eingeklemmt sind. 

 

Zeichnung einer Frau im Rollstuhl beim Essen

Schienen und Orthesen bei Schmerzen nach einem Schlaganfall

Besonders in der Frühphase nach einem Schlaganfall sind Schienen wichtig. Zum einen ermöglichen sie eine sichere Lagerung der betroffenen Hand, zum anderen schützen sie das Handgelenk während aktiver Bewegung. Ergotherapeuten und Orthopädiemechaniker können auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmte Schienen anfertigen.

In Orthopädiefachmärkten findet man fertige Schienen in unterschiedlichen Größen.

Übungen gegen Schmerzen nach einem Schlaganfall

Das aktive sowie passive Bewegen der betroffenen Hand kann Schmerzen nach einem Schlaganfall vorbeugen.

In der Ergo- bzw. Physiotherapie unterstützen Therapeuten die Patienten bei gezielten Bewegungen. Aber auch außerhalb der Therapiezeit sollte der betroffene Arm bzw. die betroffene Hand vorsichtig bewegt werden.

Sollten Sie selbst keine Kraft in den Fingern entwickeln können, können Sie versuchen, ihre betroffene Hand mit der gesunden Hand passiv durchzubewegen: 

  • Bewegen Sie die gesunde Hand und beobachten Sie, welche Bewegungen die Finger ausführen können.
  • Schließen Sie die gesunde Hand um die Finger der gelähmten Hand.
  • Versuchen Sie die Finger passiv durchzubewegen. Das Daumengelenk ist ein Sattelgelenk und kann kreisend in alle Richtungen bewegt werden. Die Gelenke zwischen Handfläche und den übrigen vier Fingern sind Kugelgelenke und können ebenfalls kreisend in alle Richtungen bewegt werden. Die Fingergelenke sind Scharniergelenke und können vor und zurück bewegt werden.  
  • Bewegen Sie zuerst jeden Finger einzeln und dann mehrere gemeinsam.
  • Führen Sie alle Bewegungen nur im schmerzfreien Bereich durch.

 

Mann bewegt Hand passiv durch

Sobald Sie die Finger Ihrer betroffenen Hand selbst bewegen können, versuchen Sie mehrmals täglich Bewegungen im schmerzfreien Bereich aktiv durchzuführen.

Auch wenn die Hand noch schwach ist und Sie noch nichts greifen können, hilft regelmäßige Bewegung dabei, die Muskeln zu kräftigen, die Koordination zu verbessern und die Sensibilität zu steigern. So wird Schmerzsyndromen vorgebeugt.


Besondere Vorsicht bei Neglekt

Schwieriger gestalten sich vorbeugende Maßnahmen, wenn Patienten in Folge eines Schlaganfalls an einem Neglekt leiden. Neglektpatienten vernachlässigen die betroffene Körperhälfte oder eine Raumhälfte. Dadurch steigt die Verletzungsgefahr.

Sitzt der Patient beispielsweise auf der gelähmten Hand und klemmt sie so ein, kann zwar ein Schmerz wahrgenommen werden, der Patient kann aber nicht sagen, wo sich der Schmerz im Körper befindet. Die fehlende Wahrnehmung kann dazu führen, dass die Hand über Stunden eingeklemmt bleibt. So können Entzündungen mit starken Schwellungen entstehen.

Besonders Patienten mit einem Neglect sind auf die Unterstützung von Angehörigen, Betreuern und Therapeuten angewiesen. Diese sollten regelmäßig die richtige Lagerung der betroffenen Hand kontrollieren. 

Neuropathische Schmerzen nach einem Schlaganfall

Neuropathische Schmerzen sind Nervenschmerzen, die ohne offensichtliche Verletzung des betroffenen Körperteils entstehen. Die Ursache für diesen Schmerz wird mit der Schädigung des Nervengewebes in bestimmten Gehirn- bzw. Rückenmarksregionen in Verbindung gebracht. Dieser Schmerz wird oft als brennend, stechend und einschießend beschrieben, kann sich aber auch dumpf und drückend präsentieren. Meist ist es aber ein quälender Schmerz.

Wird die Diagnose eines neuropathischen Schmerzes gestellt, wird früh mit einer medikamentösen Therapie begonnen. Für eine erfolgreiche Therapie ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Medizinern, Therapeuten und Psychologen nötig.

Verletzungsbedingten Schmerzen an der oberen Extremität nach einem Schlaganfall kann vorgebeugt werden. Patienten, Betreuer und Therapeuten sind aufgefordert, gerade in der ersten Zeit nach dem Schlaganfall besonderes umsichtig mit dem betroffenen Arm bzw. der Hand umzugehen.

 

 

Autor: Hannes Aftenberger


Quellen:

Diagnostik und Therapie komplexer regionaler Schmerzsyndrome (CRPS) (2018)

Kumar, P. (2019). Hemiplegic shoulder pain in people with stroke: Present and the future. Pain Management, 9(2), 107–110. https://doi.org/10.2217/pmt-2018-0075


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