Gesundheit

Krafttraining nach Schlaganfall – Übungen für zu Hause

16. August 2021 4 min. Lesezeit

Viele Untersuchungen weisen darauf hin, dass ein Krafttraining auch nach einem länger zurückliegenden Schlaganfall hilft. Was mit Kraftübungen verbessert werden kann und wie ein guter Trainingsplan nach einem Schlaganfall für zu Hause aussieht, verraten wir in diesem Artikel.

Arzt hilft einem Patienten eine Hantel zu heben

Was geschieht mit der Muskulatur nach einem Schlaganfall?

Nach einem Schlaganfall verändert sich die Muskulatur auf der betroffenen Seite. Es kommt zu Veränderungen der Länge und der Beweglichkeit von Muskelfasern. Anfangs ist die betroffene Seite meist schwach und wirkt schlapp und leblos, mit der Zeit wird sie fest und ungeschickt.
In beiden Fällen leiden Patienten unter einer eingeschränkten Bewegungsfähigkeit im Alltag. Das Aufstehen aus einem Sessel ist beschwerlich oder das Heben und Tragen von Gegenständen unsicher.
Therapeuten erkennen die Probleme der Muskulatur. Sie können feststellen, ob eine Bewegung aufgrund der Schwäche oder der Spastizität nicht ausgeführt werden kann.
Ein Krafttraining wird sowohl bei schwachen als auch bei spastischen Muskeln erfolgreich eingesetzt. Ein guter Trainingsplan und viel Motivation können zu einer Genesung der erkrankten Muskulatur beitragen.

Was kann nach einem Schlaganfall durch Krafttraining verbessert werden?

Aus therapeutischer Erfahrung und aus Studien geht hervor, dass die Kraft der stärker betroffenen Seite nach einem Schlaganfall gezielt trainiert werden kann.
Durch Gangtraining wird die Schrittlänge und Spurbreite größer. Die Sicherheit beim Gehen nimmt zu. An der oberen Extremität zeigt sich häufig eine Verbesserung des Bewegungsausmaßes. Der Arm kann höher gehoben werden. Dadurch können Betroffene einen Wäschekorb mit beiden Händen auf den Tisch stellen. Alltagstätigkeiten ohne fremde Hilfe durchführen zu können, erhöht die Lebensqualität von Betroffenen enorm.
Krafttraining nach einem Schlaganfall wirkt sich nicht nur auf die Selbstständigkeit im Alltag positiv aus. Die Freude an Bewegung nimmt zu, die psychische Gesundheit und die kognitiven Fähigkeiten verbessern sich. Betroffene verspüren wieder mehr Lebensfreude und Motivation.

Progressives Widerstandstraining nach Schlaganfall

Das progressive Widerstandstraining ist eine Form des Krafttrainings nach einem Schlaganfall. Die Intensität der ausgewählten Übungen wird kontinuierlich gesteigert. So werden die Muskeln langsam an die zunehmende Belastung gewöhnt.

Patientin steht von Stuhl auf - Patientin setzt sich auf Stuhl

Versuchen Sie diese Art des Trainings mit der Aufstehübung:

  • Für diese Übung benötigen Sie einen Stuhl. Nehmen Sie einen aufrechten Sitz ein.
  • Platzieren Sie Ihre Füße auf dem Boden hinter Ihren Knien. Die Zehen sind geradeaus nach vorne ausgerichtet.
  • Pressen Sie mit Ihren Füßen in den Boden. Achten Sie auf einen geraden Rücken. 
  • Stehen Sie auf und setzen Sie sich langsam wieder hin. Durch das bewusste langsame Absetzen wird die exzentrische Aktivität der Muskeln trainiert.
  • Wiederholen Sie diese Übung 15 mal. Sollte das Anfangs zu viel sein, machen Sie nur so viele Wiederholungen wie Sie, ohne außer Atem zu kommen, bewältigen können.
  • Je nachdem wie gut die koordinativen Fähigkeiten sind, kann die Übung mit oder ohne Anhalten durchgeführt werden. Achten Sie in der Durchführung auf die Symmetrie und darauf, sich so wenig als möglich abzustützen.
  • Nach 15 Wiederholungen machen Sie eine Minute Pause.
  • Nach der Pause folgt ein zweiter sowie ein dritter Satz. Auch der dritte Satz soll genauso konzentriert und im gleichen Tempo ausgeführt werden, wie der erste.

Die Übung sollte zwei- bis dreimal in der Woche durchgeführt werden. Dazwischen wird ein Tag pausiert. Die Muskulatur braucht Erholung, um sich zu kräftigen und zu wachsen.
Nach zwei bis drei Wochen kann die Übungsintensität gesteigert werden. Dazu wählt man eine niedrigere Sitzfläche oder nutzt zusätzliches Gewicht (beispielsweise ein gefüllter Rucksack).

Was ist ein Zirkeltraining?

Mit einem Zirkeltraining wird die Kraftausdauer trainiert. Es werden verschiedene Übungen kombiniert, um unterschiedliche Muskelgruppen anzusprechen. Das bringt Abwechslung in das Training und erhöht die Motivation. Jede Übung wird zwischen 15 bis 20 Mal wiederholt. Zwischen den Übungen gibt es kurze Pausen.
Nachfolgend finden Sie einige Übungsvorschläge für ein Zirkeltraining für die unteren Extremitäten. Die Basis für die Übungen ist immer ein aufrechter Stand.

  • Abwechselnd wird einmal das linke, einmal das rechte Bein zur Seite gestellt.
  • Abwechselnd einmal mit dem linken Bein einen Schritt nach vorne machen und wieder zurückstellen bzw. mit dem rechten Bein einen Schritt nach vorne und wieder zurück. Die Schritte sollten dabei ungefähr gleich groß sein.
  • Abwechselnd werden die Zehen nach außen bzw. nach innen rotiert. Das Gewicht wird dabei leicht auf die Fersen verlagert.
  • In den Zehenspitzenstand hochdrücken und wieder absenken. Die Übung kann mit oder ohne Anhalten durchgeführt werden.
  • Wenn es Ihre Kraft und Koordination zulässt, versuchen Sie kleine, beidbeinige Sprünge zu machen. Achten Sie dabei darauf, mit beiden Beinen gleichzeitig zu landen.

Besprechen Sie die Übungen mit Ihrer Physio- oder Ergotherapeutin, um diese an Ihre individuellen Möglichkeiten anzupassen.

Ballistisches Training

Wenn im Alltag Schnelligkeit und Geschick gefragt sind, braucht es meist eine rasche Rekrutierungsbereitschaft der Muskulatur. So auch beim Abdruck des Vorfußes während des Gehens oder Laufens.
Eine Forschergruppe schlägt dafür ein sogenanntes ballistisches Training vor, bei dem Gewichte rasch in den Raum gestoßen oder geworfen werden. Für das Bein könnte es z.B. das Schießen von Bällen sein. Für den Arm das Werfen von Gewichten oder Gegenständen.
Die Übungen können auch in einem Wasserbecken oder mithilfe von speziellen Trainingsgeräten durchgeführt werden. Diese Trainingsgeräte sind in den meisten Rehabilitationseinrichtungen vorhanden. Aber auch ambulant gibt es geräteunterstützte Trainingstherapie, speziell für Schlaganfallpatienten.

Stark werden durch Gedanken

Im Spitzensport ist mentales Training schon lange nicht mehr wegzudenken. Rennfahrer prägen sich die Streckenführer genaustens ein und Kletterer planen bei schwierigen Routen rigide jeden Griff voraus. Sportler stellen sich vor, wie es sich anfühlen wird, das Rennen zu gewinnen oder eine langersehnte Kletterroute zu durchsteigen. Indische Forscher konnten zeigen, dass auch Schlaganfallpatienten von mentalem Training profitieren. Wurde zusätzlich zum Krafttraining auch mit Visualisierungen gearbeitet, nahm die Gehgeschwindigkeit bei Patienten stärker zu als ohne diese Maßnahmen.

Patientin - nachdenkliche, entspannte Frau von der Seite mit geschlossenen Augen

Patienten, die Schwierigkeiten beim Gehen haben, stellen sich in Gedanken vor, wie sie das betroffene Bein mühelos Strecken und Beugen. Sie führen sich vor Augen, wie die Bewegung abläuft, wie sie ein Bein vor das andere setzen. Stellen Sie sich vor, wie Sie sich dabei fühlen werden. Welche Gefühle treten dabei auf? Auf was freuen Sie sich besonders? Was wird Ihre Familie, was werden Ihre Freunde dazu sagen?
Eine Hilfe in der Arbeit mit Visualisierungen kann sein, sich den Bewegungsablauf genaustens durch einen Therapeuten oder eine Therapeutin verbalisieren zu lassen. Diese Ansage kann auch aufgenommen und zu Hause als begleitende Unterstützung während des Trainings abgespielt werden. Das Gehirn kann nicht unterscheiden, ob die Bewegungen tatsächlich ausgeführt oder nur vorgestellt wird. Diese Tatsache kann man sich gezielt für die Rehabilitation zunutze machen.

 

Autor: Hannes Aftenberger



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