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Rehabilitation

Was bedeutet CIMT? – Constraint Induced Movement Therapy bei Hemiparese nach einem Schlaganfall

7. Februar 2023 5 min. Lesezeit

Nach einem Schlaganfall tendieren Hemiparese Patienten dazu, den von der Lähmung betroffenen Arm im Alltag wenig einzusetzen.

Die Vernachlässigung des teilweise gelähmten Armes kann die Rehabilitation verzögern. CIMT ist eine spezielle Therapieform, die den Einsatz der betroffenen Seite durch Ruhigstellen der gesunden Seite fördert.

Stapeln von Bauklötzen in der Therapie

Nach einem Schlaganfall möchten Patienten so schnell wie möglich wieder selbstständig werden. Häufige Ziele sind selbstständiges Aufstehen, Essen oder Körperpflege. Mit jedem Schritt in Richtung Selbstständigkeit gewinnen Patienten an Unabhängigkeit und Lebensfreude zurück.

Gerade beim Anziehen und Waschen wird häufig die weniger betroffene Hand eingesetzt. Diese ist schneller und geschickter und damit lassen sich Alltagsaufgaben einfacher erledigen. Die betroffene Hand wird vernachlässigt und das Wiedererlernen von Alltagsbewegungen und Feinmotorik verzögert sich.


Wie funktioniert CIMT?

Man kennt ein ähnliches Konzept wie jenes der CIMT-Therapie bei Kindern mit Sehschwäche. Bei Schielen oder einseitiger Sehschwäche wird das gesunde Auge abgeklebt, um das andere Auge zu trainieren.

Ähnlich funktioniert auch die CIMT-Therapie. Der weniger betroffene Arm bzw. die Hand des Betroffenen wird für eine bestimmte Zeitspanne ruhiggestellt. Dies erfolgt durch eine Schiene, einen Gips, eine Armschlaufe oder einen Handschuh. Durch das Ruhigstellen des weniger betroffenen Armes wird die Aktivierung des betroffenen Armes gefördert.

Während der CIMT-Therapie werden Patienten über mehrere Stunden von speziell geschulten Therapeuten begleitet. Es werden Alltagsübungen mit möglichst vielen Wiederholungen trainiert. Der Patient wird dazu animiert, seinen eingeschränkten Arm mehr zu nutzen. Patienten erhalten auch Unterstützung beim Essen – sofern notwendig.

Nach der Therapiezeit sind die Patienten dazu angehalten, die betroffene Hand weiterhin so oft als möglich einzusetzen. Dadurch wird die Integration der Übungen in den Alltag gefördert. Häufig sind schon nach zwölf Tagen CIMT-Therapie gute Fortschritte zu beobachten.

Wo und wie wird CIMT nach einem Schlaganfall eingesetzt?

CIMT ist eine zeitaufwendige Therapieform. Rehabilitationszentren verfügen daher nicht immer über ausreichend Zeit und Ressourcen, um diese anzubieten.

Häufig wird die Umsetzung der CIMT-Therapie angepasst. Beispielsweise wird in der Ergotherapie mit dem CIMT-Konzept gearbeitet, während die anderen Therapien ohne Bewegungseinschränkung durchgeführt werden. Manchmal gibt es auch zusätzliche Gruppen, die den Schwerpunkt auf das Training der betroffenen Seite legen.

Ob ein verstärkter Einsatz der stärker betroffenen Seite im Heimtraining zielführend ist, wurde wissenschaftlich noch nicht ausreichend untersucht. Viele Patienten berichten dennoch, durch bewusstes Heimtraining Verbesserungen erzielt zu haben.

Mann übt in Therapie Die Feinmotorik

CIMT-Therapie zu Hause

Für das Üben zu Hause gibt es zwei Möglichkeiten: Spezifische Übungszeiten oder bestimmte Tätigkeiten, die ausschließlich mit der betroffenen Hand ausgeführt werden. Die weniger betroffene Hand wird dabei einfach in die Hosentasche gesteckt.

Bei der ersten Variante sollte man sich zumindest zweimal täglich 10 bis 20 Minuten Zeit nehmen, um die speziell auf den Patienten abgestimmten Aktivitäten mit der betroffenen Hand zu üben.

Übungen bei Hemiparese für zwischendurch:

  • eine Faust machen und wieder öffnen
  • die Finger spreizen und schließen
  • das Handgelenk heben und senken
  • unterschiedliche Griffe: Pinzettengriff, Zangengriff, Schlüsselgriff

Bei der zweiten Variante werden spezielle Alltagstätigkeiten gewählt und definiert, die ausschließlich mit der betroffenen Hand ausgeführt werden sollen.

Alltagstraining bei Hemiparese:

  • Geschirrspüler ein- und ausräumen
  • Tisch und andere Oberflächen wischen
  • Türen öffnen
  • mit Messer und Gabel Speisen teilen
  • Zeitungen und Bücher umblättern
  • Karten legen
  • Handy bedienen
  • „Schere, Stein, Papier“ spielen – dabei sind Kinder meist gerne behilflich 

Beim Heimtraining  ist es wichtig, Protokoll über die täglichen Übungen zu führen. Wenn erste Erfolge verspürt werden, können langsam die Übungsdauer, -intensität und -komplexität gesteigert werden. Die Aufzeichnungen helfen dem Therapeuten bzw. der Therapeutin in der weiteren Therapieplanung.

Auch spezifisches Krafttraining kann hilfreich sein. Sprechen Sie als Betroffener am besten mit Ihrem Therapeuten bzw. Ihrer Therapeutin über weitere Übungsmöglichkeiten.

Was ist bei CIMT zu beachten?

Die CIMT-Therapie ist nicht für jeden Patienten geeignet. Manche Patienten leiden durch das Ruhigstellen der weniger betroffenen Hand sehr unter den Einschränkungen im Alltag. Hier ist es ratsam, auf Übungen auszuweichen, die beide Hände miteinbeziehen.

Außerdem muss bei der CIMT-Therapie besonders auf das Gleichgewicht geachtet werden. Fragen Sie Ihre Therapeutin bzw. Ihren Therapeuten, ob Ihr Gleichgewicht ausreicht, um Übungen im Stehen durchzuführen.

Bei der CIMT-Therapie ist es wichtig, dass der Patient bzw. die Patientin den Sinn der Übung versteht. Wenn das Sprachverständnis oder kognitive Funktionen eingeschränkt sind, kann das Ruhigstellen der gesunden Hand problematisch sein.

CIMT für die untere Extremität

Es gibt Untersuchungen, die die CIMT-Therapie an den unteren Extremitäten erforscht haben. Hierfür wurde das stärker betroffene Bein mit einer Gewichtsmanschette versehen oder es wurden Übungen absolviert, die besonders das eingeschränkte Bein forderten.

Dabei konnte gezeigt werden, dass sich die Spastik des Beines und die Streckkraft im Knie verbesserten. Im Alltag bemerkten die Patienten unter anderem eine Verbesserung der Ganggeschwindigkeit und der Balance im Stehen.

Da das Üben mit dem betroffenen Bein sehr anspruchsvoll sein kann, sollten diese Übungen nur in therapeutischer Absprache durchgeführt werden.

CIMT bei Kindern mit Zerebralparese (CP)

Es gibt Kinder, die unter einer Halbseitenlähmung leiden, ausgelöst durch beispielsweise eine infantile Zerebralparese. Ihre Aktivitäten sind limitiert und dadurch eignen sie sich Strategien an, bei denen sie eigentlich beidhändige Tätigkeiten nur mit der weniger betroffenen Hand ausführen.

CIMT kann bei Kindern mit Zerebralparese mit Halbseitensymptomatik als Therapie eingesetzt werden. Dabei benötigt es viel Unterstützung von den Eltern und Erziehern. Die Therapie wird angepasst, indem man den weniger betroffenen Arm in eine Schlinge gibt oder einen Handschuh über die betroffene Hand stülpt.

Die Therapieintensität muss an die Belastbarkeit des jeweiligen Kindes angepasst werden. Oft hilft es schon, wenn der Erzieher die eigene Hand auf die weniger betroffene Hand des Kindes legt, um das Üben mit der betroffenen Hand zu fördern. Eine Studie konnte nachweisen, dass sich die Feinmotorik der Kinder durch diese Therapieform verbessert hat.

 

Autor: Hannes Aftenberger



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