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Gesundheit

Selbstwirksamkeit: Vertrauen in das eigene Handeln verbessert die Lebensqualität nach einem Schlaganfall

10. Januar 2023 5 min. Lesezeit

Selbstwirksamkeit ist die Überzeugung, Herausforderungen aus eigener Kraft erfolgreich bewältigen zu können. Patienten mit einer ausgeprägten Selbstwirksamkeit machen deutlich bessere Fortschritte in der Rehabilitation. Sie begegnen ihren veränderten Lebensverhältnissen sachlich, positiv und gefasst. Das erleichtert auch den Umgang mit Angehörigen, Ärzten und Therapeuten. In unserem Blog Artikel erfahren Sie, wie Sie Zuversicht und Vertrauen kultivieren können. Ziel ist es, wieder Kontrolle über die eigenen Lebensverhältnisse nach einem Schlaganfall zu erlangen.

Frau malt einen lachenden Smiley

Wissenschaftliche Untersuchungen zur Selbstwirksamkeit nach Schlaganfall

Selbstwirksamkeit spielt eine wichtige Rolle im Genesungsprozess nach einem Schlaganfall. Eine hohe Selbstwirksamkeit führt zu körperlichen Fortschritten und kann die psychische Gesundheit und Lebensqualität positiv beeinflussen.

Patienten mit einem gestärkten Selbstvertrauen machen deutlich größere Fortschritte. Sie begegnen ihren veränderten Lebensverhältnissen positiv und gefasst.

Die Ursache für einen Schlaganfall ist häufig in einem erhöhten Blutdruck zu finden. Eine hohe Selbstwirksamkeit wirkt sich positiv auf den Blutdruck aus, auch wenn bereits einen Schlaganfall erlitten wurde.

Was beeinträchtigt das Selbstvertrauen nach einem Schlaganfall?

Eine halbseitige Lähmung kann selbst einfachste Alltagsaufgaben, wie Körperpflege oder sich An- und Ausziehen unmöglich machen. Betroffene begegnen in ihrer Selbstständigkeit immer wieder neuen Problemen. Mit der Zeit kann das Selbstvertrauen Risse bekommen.

Andersherum kann es sein, dass sich Patienten, obwohl sie schon positive Erfahrungen gemacht haben, gewisse Dinge nicht zutrauen. Beispielsweise hat der Betroffene in der Vergangenheit schon einige Meter am Stück mit einem Stock zurückgelegt. Trotzdem fehlt es aktuell an Selbstvertrauen, um es nochmals zu versuchen.  

In beiden Fällen spricht man von einer eingeschränkten Selbstwirksamkeit. Eine Reihe von Untersuchungen haben gezeigt, dass bestimmte Maßnahmen helfen können, das Selbstvertrauen nach einem Schlaganfall zu stärken. Im Folgenden beschreiben wir einige Maßnahmen, die alleine, mit therapeutischer Hilfe oder mit Angehörigen durchgeführt werden können.

Ziele setzen zur Steigerung der Selbstwirksamkeit

„Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg.“ – Laotse

Ziele helfen uns, eine klare und positive Vorstellung der Zukunft zu kreieren. Sie unterstützen uns herauszufinden, was es braucht, um dem Zielzustand Schritt für Schritt näher zu kommen. Ein klares Ziel vor Augen macht es einfacher mit Anstrengungen auf dem Weg zum Ziel umzugehen.

Für ihr Selbstvertrauen ist es wichtig, dass Sie sich nicht zu hohe Ziele stecken. Besprechen Sie mit Ihrem Therapeuten, was ein realistisches Ziel sein könnte. Das Ziel soll möglichst genau beschrieben sein und beinhaltet vielleicht nur einen Teilaspekt einer größeren Aufgabe.

Beispiel für ein Ziel nach einem Schlaganfall:

Hauptziel

  • Ich kümmere mich selbstständig um meine Körperpflege.

Teilziele

  • Ich kann sicher und frei stehen.
  • Ich kann mir selbstständig die Zähne putzen.
  • Ich kann sicher in die Dusche ein- und aussteigen.

Je realistischer das Ziel ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie es erreichen. Mit jedem erreichten Ziel steigern Sie Ihr Selbstvertrauen. Besprechen Sie gemeinsam mit Ihren Angehörigen und Therapeuten spezifische und realistische Ziele, die Ihren Alltag erleichtern können.


Das richtige Feedback nach einem Schlaganfall

Für Ihr Selbstvertrauen ist es wichtig, dass Sie selbstständig Handlungen setzen und Entscheidungen treffen. Ihre Angehörigen oder Betreuer machen sich aber vielleicht Sorgen und regeln die Angelegenheiten gerne für Sie. Beginnen Sie Schritt für Schritt, Aktivitäten selbst zu versuchen. Fragen Sie sich „Welchen Teil davon kann ich schaffen?“. Bei Bedarf können Sie noch immer um Hilfe bitten. Auch wenn es zu Anfang schwierig oder unmöglich erscheint, unser Gehirn und Körper sind Wunderwerke der Natur. Egal in welchem Alter, wir können immer Neues lernen und damit auch unsere Gehirnstrukturen verändern. Mit jedem erreichten Ziel gewinnen Sie neuen Mut.

Für Angehörige und Betreuer von Menschen nach einem Schlaganfall ist es wichtig, positive und ehrliche Rückmeldungen zu geben. Ermutigendes Feedback kann den Rehabilitationsverlauf positiv beeinflussen und die Selbstwirksamkeit verbessern. Schenken Sie dem Patienten Aufmerksamkeit und Anerkennung, wenn eine Handlung erfolgreich war. Fördern und ermutigen Sie den oder die Betroffene Aktivitäten selbstständig zu erledigen, auch wenn es länger dauert. Manchmal werden kleine Fortschritte von den Betroffenen übersehen. Weisen Sie bewusst auf diese Verbesserungen hin und feiern Sie gemeinsam Erfolge!

Patientin lächelt Ärztin zu

Austausch und Beobachtung in der Rehabilitation

Austausch mit anderen Betroffenen im Rehabilitationszentrum oder in Selbsthilfegruppen kann zu einer wichtigen Stütze im Alltag werden. Alleine durch das Beobachten anderer Schlaganfallpatienten mit ähnlichen Symptomen, können neue Erkenntnisse für die eigene Rehabilitation gewonnen werden.

Jeder Patienten entwickelt eigene Lösungsstrategien. Betroffene können sich untereinander austauschen, sich gegenseitig motivieren und gemeinsam an Zielen arbeiten.

Als Therapeut ist es wichtig, in Gruppentherapien die Gruppengröße und die Fähigkeiten der Gruppenmitglieder sehr bewusst zu wählen. Kleine Gruppen mit Patienten ähnlicher Einschränkungen sind optimal.

Die persönliche Einstellung in der Rehabilitation

Symptome wie Niedergeschlagenheit, Einsamkeit, Antriebslosigkeit oder Depressionen sind häufig Langzeitfolgen eines Schlaganfalls. Das kann die Einstellung zur eigenen Gesundheit und Rehabilitation beeinflussen. Eine positive Grundeinstellung kann körperliche und psychische Symptome lindern und die Effektivität der Therapie fördern.

Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, Therapeuten oder mit Angehörigen über Motivations- und Antriebsschwierigkeiten. Alleine das Aussprechen kann Erleichterung bringen.

Selbstmanagementprogramme nach einem Schlaganfall

Selbstmanagementprogramme zielen darauf ab, die Patienten im eigenständigen Finden von Lösungsstrategien für die Herausforderungen des Alltags zu unterstützen. Die Programme fördern das Selbstvertrauen der Patienten. Therapeuten im stationären und ambulanten Bereich machen sich Methoden aus Selbstmanagementprogrammen zu Nutze.

Ein wesentlicher Bestandteil von Selbstmanagementprogrammen ist die Schulung der Patienten über die Erkrankung und Therapiemöglichkeiten. Therapeuten bieten dabei Hilfe zur Selbsthilfe: Es wird nur so weit unterstützt, dass der bzw. die Betroffene die Lösung selbst finden kann.

 

Autor: Hannes Aftenberger



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