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Rehabilitation

Neglect nach einem Schlaganfall – Wenn eine Seite fehlt

1. November 2022 3 min. Lesezeit

Nach einem Schlaganfall kann häufiges Übersehen von Dingen ein erster Hinweis auf einen Neglect sein. Betroffene nehmen eine Seite ihres Körpers und ihrer Umgebung nicht mehr richtig wahr. Zumeist ist die linke Seite betroffen.

Die Bewertung der Uhr, die nur eine Hälfte anzeigt, ist ein Zeichen für Vernachlässigung.

Neglect – Eingeschränkte Wahrnehmung nach einem Schlaganfall

Von einem Neglect betroffene Personen vernachlässigen eine Seite ihres Körpers bzw. ihrer Umgebung. Beispielsweise bleibt beim Essen eine Seite des Tellers unangetastet, beim Schminken und Rasieren wird eine Seite übersehen oder Betroffene reagieren nicht, wenn man sie von der Seite anspricht.

Was für Außenstehende offensichtlich ist, merken die Patienten selbst nicht. Informationen und Reize aus der Umgebung werden zwar weiterhin aufgenommen, das Gehirn verarbeitet diese allerdings nicht mehr weiter. Daher kommt auch der Begriff Neglect, vom lateinischen „neglegere“ für vernachlässigen. 

Das Gehirn steuert den Körper überkreuzt: Die rechte Gehirnhälfte steuert die linke Seite während die linke Gehirnhälfte die rechte Seite des Körpers koordiniert. Typischerweise tritt ein Neglect nach einer Schädigung der rechten Gehirnhälfte, somit auf der linken Körperseite auf.

Formen des Neglects nach einem Schlaganfall

Beim visuellen Neglect bewegen sich die Augen und der Kopf zur Seite der geschädigten Hirnhälfte. Die Betroffenen können Objekte, Hindernisse oder Personen übersehen bzw.  reagieren verspätet darauf. Sie können auch Schwierigkeiten beim Blickkontakt haben.

Bei einem auditorischen oder akustischem Neglect nimmt die betroffene Person Geräusche auf der vernachlässigten Seite nicht wahr. Der Patient reagiert nicht, wenn er von der Seite angesprochen wird. Das hat nichts mit Schwerhörigkeit zu tun. Die Hörfunktionen sind voll intakt, lediglich die Verarbeitung im Gehirn ist gestört.

Von einem motorischen Neglect spricht man, wenn Patienten die Muskeln der vernachlässigten Körperseite kaum oder gar nicht mehr nutzen. Bewegungen werden größtenteils von der anderen Körperhälfte ausgeführt.

Reagiert ein Patient nicht oder nur verspätet auf Berührungen oder Schmerzen auf einer Körperseite, spricht man von einem somatosensiblen Neglect. Dies ist insbesondere problematisch, wenn Schmerzen aufgrund von Verletzungen, z.B. in den Speichen eines Rollstuhls eingeklemmte Finger nicht wahrgenommen werden. Zum Teil nehmen Betroffene Schmerzen auf der anderen Körperseite wahr.

Ist der Geruchssinn betroffen, können Patienten keine oder nur eingeschränkt Gerüche auf der Neglect Körperseite wahrnehmen. Man spricht von einem olfaktorischem Neglect.

Krankenschwester übt mit Patient

Neglect – Was kann ich als Angehöriger tun?

Ein Schlaganfall ist auch für Angehörige eine herausfordernde Situation. Bei einem Neglect kommt erschwerend hinzu, dass die Betroffenen selbst nicht merken, dass sie Dinge übersehen oder vernachlässigen.

Im Alltag können Angehörige zunehmend die Selbstständigkeit der Betroffenen fördern und sie zu Aktivität motivieren. Bei einem Neglect kann es hilfreich sein, die betroffene Körperseite gezielt zu stimulieren. Angehörige können versuchen, den Patienten von der betroffenen Seite anzusprechen, sich beim Essen auf diese Seite zu setzen oder der Person Gegenstände auf der Neglect-Seite zu reichen.

Ein Neglect kann auch die Kommunikation und Interaktion erschweren. Betroffene reagieren teilweise unangemessen auf Gespräche oder Situationen und haben Schwierigkeiten im Halten von Blickkontakt. Das kann das Sozialleben beeinträchtigen.

Ein verständnisvolles und geduldiges Verhalten kann den Zustand von Betroffenen verbessern. Absprache mit den behandelnden Therapeuten kann die Rehabilitationsmaßnahmen unterstützen. Gegebenenfalls können Angehörige und Betroffene gemeinsam oder auch getrennt Selbsthilfegruppen aufsuchen.

Robotische Rehabilitation bei Neglect

Eine Studie aus dem Jahr 2021 konnte zeigen, dass sich robotisches Handtraining positiv auf einen Neglect in Folge eines Schlaganfalls auswirkt.

Robotische Rehabilitationsgeräte bieten den Vorteil, ein passives, assistives oder aktives Bewegen der betroffenen Körperteile mit hohen Wiederholungszahlen zu ermöglichen. Musste zuvor noch ein Therapeut die Hand eines Schlaganfallpatienten durchbewegen, übernimmt diese Aufgabe nun die Technologie.

Die Bewegung regt die Neuroplastizität an. Das Gehirn beginnt neue Verbindungen aufzubauen, um geschädigten Areale auszugleichen. Das kann die Symptome eines Neglects reduzieren.

Die Technologie ermöglicht objektive Assessments, die Planung und Monitoring des Therapieverlaufs bei einem Neglect unterstützen. Die „Wischübung“ am Myro kann eingesetzt werden, um das Ausmaß eines Neglects abzuschätzen. In weiterer Folge kann gezielt an Schwächen gearbeitet werden.

 

Autorin: Michaela Partel



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