Robotikgestützte Therapie bei Querschnittlähmung: ein Patientenbeispiel aus Sicht einer Physiotherapeutin der GLG Fachklinik Wolletzsee
Andrea B. ist Physiotherapeutin in der GLG Fachklinik Wolletzsee und schildert einen konkreten Patientenfall, bei dem mit robotischen Geräten in der Rehabilitationstherapie gearbeitet wurde.
Tyromotion: Nina K. kam mit einer inkompletten Querschnittlähmung zu Ihnen zur Therapie. Sie war eingeschränkt gehfähig und litt an starken Schmerzen. Wie sah ihre Therapie aus?
Andrea B.: In Ninas Rehabilitation lag der klare Fokus darauf, ihre motorischen Funktionen der unteren Extremitäten wiederherzustellen und sie wieder mobil zu machen. Sie konnte zu Beginn ihrer Therapie bereits gehen, allerdings nur ein paar Schritte. Da sie noch sehr jung ist, ging es darum, ihre Gehfähigkeit weiter zu verbessern. Wir wollten ihr ein selbstständiges Leben ermöglichen.
Tyromotion: Welche Maßnahmen umfasste ihre Therapie?
Andrea B.: Der Therapieplan von Nina baute im Wesentlichen auf drei großen Pfeilern auf. Sensibilitätstraining, um die Wahrnehmung von Füßen und Beinen zu verbessern; Kraftaufbau, um ihr längere Gehstrecken zu ermöglichen und Mobilisation sowie Rumpfstabilität, um Schmerzen, Verspannungen und Gelenksprobleme zu reduzieren.
Tyromotion: Wie wurden die robotischen Geräte in die Therapie integriert?
Andrea B.: Robotische Therapiegeräte wurden bei Nina vorrangig zum Kraftaufbau verwendet. Am Multifunktionsgerät OMEGO wurde die Stepper-, Fahrrad- und Fußheberfunktion genutzt. Ziel war es, Ninas Herz-Kreislauf-System sowie die Kraft ihrer Gluteal-, Bein- und Fußmuskulatur zu stärken. Damit hatte sie sich schon die Basis erarbeitet, um am Lexo an ihrer Ausdauer und ihrer Gehgeschwindigkeit weiter zu trainieren.
Tyromotion: Welche Vorteile sehen Sie im Einsatz von Robotik?
Andrea B.: Insbesondere bei Lexo sehe ich große Vorteile für die Patienten aber auch für uns als Therapeuten. Mit Lexo erreichen wir eine Gleichmäßigkeit im Gangbild, der Schrittlänge und dem Tempo, die wir ohne diese Technik nicht erreichen würden. Dadurch, dass sich die Patienten nicht so sehr auf den eigentlichen Bewegungsablauf konzentrieren, kann an einer aufrechten Körperhaltung gearbeitet werden. Wir nutzen gerne einen Spiegel, damit sich die Patienten selbst beobachten können. Für mich als Therapeutin hat sich die Kommunikation mit den Patienten verändert. Ich kann ihnen mit den Protokollen der Geräte schwarz auf weiß zeigen, wie sich ihre Fähigkeiten weiterentwickeln. So werden auch kleine Entwicklungsschritte sichtbar.