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Gesundheit

Wie kann ich helfen? Informationen für Angehörige von Schlaganfallpatienten

6. Dezember 2021 4 min. Lesezeit

Was ist ein Schlaganfall?

Die Bezeichnung Schlaganfall benennt im eigentlichen Sinn keine Erkrankung. Sie ist ein Überbegriff verschiedener Schädigungen des Gehirns.

Ein Schlaganfall (Apoplex / Insult) tritt plötzlich auf. In ca. 80 % der Fälle kommt es zu einer Durchblutungsstörung infolge einer Gefäßverstopfung (ischämischer Infarkt). In ca. 20 % der Fälle ist eine Hirnblutung (hämorrhagischer Infarkt) die Ursache.

Durch die Minderversorgung der Nervenzellen sterben diese ab. Die Folgeerscheinungen eines Schlaganfalls sind von der Lage und Ausdehnung der Schädigung sowie von der schnellen medizinischen Intervention abhängig.

Mann im Rollstuhl schaut skeptisch zu Sohn

Schlaganfall – ein Begriff, viele Gesichter

Von einem Moment zum anderen ändert sich das Leben von Schlaganfallpatienten. Ein Schlaganfall geht mit vielen verschiedenen Symptomen einher:

Schwäche oder Lähmung (Hemiparese / Hemiplegie) einer Körperseite oder einzelner Körperteile tritt sehr häufig auf und ist meist das Leitsymptom. Betroffene bemerken dies meist als Erstes. Plötzlich kann der Arm nicht mehr angehoben werden oder es kommt zu einem Sturz, da das Bein auslässt.

Die Empfindung einer Körperseite ist häufig herabgesetzt. Häufig tritt auch ein Kribbeln oder unangenehmes Empfinden auf der betroffenen Seite auf.

Sprechen und Schlucken können beeinträchtigt sein. Es kann sogar notwendig sein, dass der Patient – zumindest vorübergehend – mittels einer Nasensonde oder – längerfristig – mittels einer Magensonde ernährt wird.

Gedächtnisleistungen, Merkfähigkeit und Erinnerungsvermögen können gestört sein. Auch eine Veränderung der Persönlichkeit kann auftreten. Häufig kommt es zu depressiven Verstimmungen, da sich der Betroffene erst einmal mit der veränderten Situation arrangieren muss.

Störungen der Handlungs- und Planungsfähigkeit können auftreten. Betroffene verwenden Alltagsgegenstände nicht mehr ihrem Zweck entsprechend. Beispielsweise wird das Unterhemd über dem Hemd angezogen.

Auch die Kontinenz ist vor allem in der ersten Zeit nach dem Schlaganfall häufig ein Problem. Anfangs benötigen die Patienten teilweise einen Dauerharnkatheder, später kann die Blasenfunktion noch beeinträchtigt sein. Dies kann z.B. dazu führen, dass Harn gar nicht oder vermindert zurückgehalten werden kann. Auch der Stuhlgang kann betroffen sein.

Die Körperwahrnehmung kann beeinträchtigt sein. Die betroffene Seite wird nur mehr eingeschränkt wahrgenommen. In schwereren Fällen kann es zu einem vollständigen „negieren“ der entsprechenden Seite kommen (Neglect). Patienten nehmen keine Reize auf der betroffenen Seite mehr wahr. Es erscheint, wie wenn die betroffene Körperseite für den Patienten nicht mehr vorhanden wäre.

FAST – Wie erkenne ich einen Schlaganfall?

FAST kommt aus dem Englischen und steht für Face (Gesicht), Arms (Arme), Speech (Sprache) und Time (Zeit). Der Begriff ist ein Akronym, welches helfen soll, sich die Leitsymptome eines Schlaganfalls einzuprägen. 

Angehörige sind wichtig für die psychische Gesundheit von Schlaganfall Patienten

Wenn Verdacht auf einen Schlaganfall bei einer Person besteht, führen Sie folgende Tests durch: 

Face (Gesicht)
Bitten Sie die Person zu lächeln. Bei einem Schlaganfall ist Lächeln nicht möglich, ein Mundwinkel hängt nach unten.

Arms (Arme)
Bitten Sie die Person beide Arme mit den Handflächen nach oben gestreckt vor dem Körper zu halten. Bei einem Schlaganfall ist dies nicht möglich. Entweder sinkt ein Arm ab oder dreht sich zurück.

Speech (Sprache)
Bitten Sie die Personen einen einfachen Satz nachzusprechen. Dem Betroffenen gelingt dies nicht oder seine Sprache ist verwaschen.

Time (Zeit)
Kann der Betroffene eine der genannten Aufgaben nicht ausführen, ist Gefahr in Verzug. Verständigen Sie umgehend die Rettung.

Weitere typische Anzeichen eines Schlaganfalls sind Kribbel- oder Taubheitsgefühle einer Körperseite, starker Schwindel, sehr starke Kopfschmerzen oder Sehbeeinträchtigungen.

Je schneller der Betroffene medizinisch versorgt wird, desto besser ist die Prognose nach einem Schlaganfall.


Was kann ich als Angehöriger eines Schlaganfallpatienten tun?

Akutphase nach einem Schlaganfall

Im Krankenhaus können private Gegenstände den Aufenthalt erleichtern. Fotos von Familienmitgliedern, Blumen, die Lieblingsmusik, oder anderes, was dem Patienten Freude macht, kann die Situation verbessern. Auch regelmäßige Besuche, Kartenspiele oder gute Gespräche können die Genesung fördern. Schon in dieser akuten Phase können Sie als Angehöriger unterstützend wirken:

  • Sprechen Sie die Person über die von der Lähmung betroffenen Seite an und setzen Sie sich bei Gesprächen auf diese Seite. So wird die betroffene Gehirnhälfte zur neuronalen Neuverknüpfung animiert.
  • Sprechen Sie mit dem medizinischen Personal über die Möglichkeit, eine Initialberührung einzusetzen. Das kann zum Beispiel eine kleine Berührung der betroffenen Person auf der rechten Schulter sein, bevor man ein Gespräch beginnt. So weiß der Patient, dass mit ihm gesprochen wird. Vor allem bei Patienten mit vermindertem Bewusstsein und auf der Intensivstation wird die Initialberührung unterstützend eingesetzt.
  • Nahen Angehörigen helfen Berührungen an der betroffenen Körperseite. Dabei reichen schon kurze Berührungen an der Hand. Auch Massagen der Hand können die Sensibilität anregen. Diese Reize helfen dem Gehirn sich neu zu verknüpfen.
  • Machen Sie Spaziergänge im Freien mit der betroffenen Person, soweit dies möglich ist. Natur, natürliches Licht und frische Luft haben einen positiven Einfluss auf die psychische Gesundheit.
  • Seien Sie da.

 

Junge Frau hält die Hand eines Patienten im Krankenhaus

Rehabilitation nach einem Schlaganfall

Im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt wird der Patient häufig direkt in eine Rehabilitationseinrichtung verlegt. Dort soll eine größtmögliche Selbstständigkeit sowie nach Möglichkeit eine Rückkehr in das eigene Wohnumfeld erreicht werden.

Angehörige können den Betroffenen auch hier unterstützen. Vielleicht wird guter Zuspruch benötigt, Ablenkung durch einen Spaziergang oder einfach nur Dasein. Ein offenes Ohr für die Betroffenen kann schon viel bewirken. In dieser Phase realisieren die Patienten häufig erst, dass sich die bisherige Lebenssituation schlagartig geändert hat. Auch Phasen der Traurigkeit können auftreten. Halt durch Familie und Freunde ist jetzt besonders wichtig.

Meist kann in Absprache mit der Einrichtung auch an Therapien teilgenommen werden. Dies ist vor allem ratsam, wenn der Patient zu Hause, mit Unterstützung der Familie, versorgt werden soll.

Nach dem Schlaganfall wieder zu Hause. Wie geht es nach der Entlassung aus der Klinik weiter?

Je nach Ausprägung der körperlichen Einschränkungen, der Wohnsituation sowie der Unterstützungsmöglichkeiten kann eine Rückkehr in das eigene Wohnumfeld erreicht werden.

Benötigt der Schlaganfall Patient im Alltag mehr Unterstützung, kann eine Hauskrankenpflege hilfreich sein. Ist den gesamten Tag über vermehrte Unterstützung notwendig, kann eine 24-Stunden-Pflege eine gute Lösung darstellen. Auch die Unterbringung in einer betreuten Wohneinheit stellt eine gute Option dar. Hier ermöglicht die Barrierefreiheit häufig eine größere Selbstständigkeit. In letzter Konsequenz ist eine Unterbringung in einem Pflegeheim möglich.

Um die erlangte Selbstständigkeit und weitere Fortschritte zu Hause zu fördern oder auch der Entstehung von Sekundärschädigungen vorzubeugen, sollte eine ambulante Therapie weitergeführt werden. Abhängig von den Defiziten kann Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und psychologische Betreuung sinnvoll sein. Wenn die Mobilität des Patienten keine Therapie in einer Praxis ermöglicht, kann um Hausbesuche angesucht werden.

Auch nach einem Schlaganfall kann durch kontinuierliche Therapie, adäquate Hilfsmittel und Adaptation des Wohnumfeldes eine gute Lebensqualität erreicht werden. Die Unterstützung von Familie und Freunden gibt dem Patienten hierbei großen Halt.

Nichtsdestotrotz sollten auch Angehörige selbst gut auf ihre Gesundheit achten. Nur wenn es einem selbst gut geht, kann man auch anderen zur Seite stehen. 

 

Autorin: Saskia Wibner



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