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Patienten Story

Patient Story: Weiter mit Plan B nach einem Schlaganfall

22. November 2021 4 min. Lesezeit

„Wenn ich es mir richtig überlege, bin ich der Typ für einen Plan B. Meistens habe ich einen zweiten Plan in der Tasche, wenn der erste schiefgeht. Sicher ist sicher“, schreibt Olaf in seinem Blog.

Diesen brauchte er auch nach seinem Schlaganfall im März 2020. Von einen Moment auf den anderen konnte er seine rechte Körperhälfte nicht mehr bewegen. Olaf hat sich nach seinem Schlaganfall mit viel Ehrgeiz und Eigeninitiative zurückgekämpft. Heute kann er wieder gehen, ist berufstätig und engagiert sich für die Rechte anderer Patienten.

Mann sitzt auf einem Stuhl in einem Therapieraum

Schlaganfall während der Corona-Pandemie

Im März 2020 beherrschte das Corona-Virus die ganze Welt. Es gab kaum andere Themen, über die noch gesprochen wurde. Tausende Neuinfektionen täglich. Da vergaß man beinahe, dass es auch noch andere Krankheiten und Schicksalsschläge gab. Leider musste Olaf das am eigenen Leib erfahren. Am 17. März 2020 erlitt er einen Schlaganfall. Genau am zweiten Tag nach dem allerersten Corona-Lockdown in Deutschland.

Aufgrund der großen anfänglichen Ungewissheit durften ihn nicht einmal seine Frau und seine Tochter in den ersten elf Wochen besuchen kommen. „Diese harte Zeit hat mich zu einem anderen Menschen gemacht“, sagt Olaf selbst.

Neue Chancen durch den Schlaganfall

Bewundernswert an Olaf ist sein positives Denken. „Durch meinen Plan B durfte ich viele interessante Menschen kennenlernen“, erzählt er. Außerdem hat er auch neue Interessen hinzugewonnen. Beispielsweise das Schreiben auf seinem Blog oder in der Kolumne des BDH-Magazins (Bundesverband Rehabilitation).

Mit viel Herzblut berichtet er über seine Erfahrungen in der Rehabilitation und den Hürden im täglichen Leben. „Nur jemand, der selbst mit einer chronischen Erkrankung oder dauerhaften Einschränkung lebt, kann verstehen, welche Hürden auf dem Weg lauern. Zum Teil wusste ich mehr über mögliche Therapiemöglichkeiten als meine behandelnden Ärzte“, sagt Olaf.

Aha-Erlebnisse in der Rehabilitation nach einem Schlaganfall

Nach seinem Schlaganfall kam Olaf direkt für eine Woche auf eine Stroke Unit. Danach ging es für ein halbes Jahr auf Rehabilitation. An 151 Tagen hatte er dort 863 Therapiestunden (ja, er hat mitgezählt). Physio- und Ergotherapie, aber auch Neuropädagogik oder die Holzwerkstatt als Vorbereitung aufs Arbeitsleben standen auf dem Therapieplan. In dieser Zeit konnte er im Armlabor der Reha-Einrichtung mit Diego und Amadeo trainieren. „Während meiner gesamten Rehabilitation hatte ich nur zwei wirkliche Aha-Erlebnisse. Eines davon war die erste Therapieeinheit mit Diego. Ich konnte meinen Arm wieder heben. Zuvor war das nur unter sehr großer Anstrengung und mit unkontrollierten Bewegungen möglich. Mit Diego ging es ganz leicht“, erzählt Olaf.

Der Arm eines erwachsenen Mannes wiegt zwischen sechs und sieben Kilogramm. Nach einem Schlaganfall fühlt es sich für Betroffene eher nach hunderten von Kilos an. Das intelligente Gewichtsentlastungssystem von Diego ermöglicht es, dass der Arm wieder gehoben werden kann. Die Betroffenen trainieren so genau an der individuellen Leistungsgrenze. Die Muskulatur und die neuronalen Netzwerke werden wieder gefordert, aber nicht überfordert.

Das zweite Aha-Erlebnis in der Rehabilitation war für Olaf das Bewegungsbad als medizinische Maßnahme. „Im Wasser fühlte ich mich, als könnte ich Bäume ausreißen“, sagt Olaf.    

Hand-Rehabilitation nach einem Schlaganfall

Auch im feinmotorischen Bereich der Hand hatte Olaf Probleme. Das Schließen der Hand ging relativ leicht. Dabei handelt es sich um einen angeborenen Reflex, den selbst Babys schon ausführen. Anders verhält es sich beim Öffnen der Hand. Um diese Fähigkeit wieder aufzubauen, übte Olaf während seiner Rehabilitation mehrmals wöchentlich mit Amadeo. Zu Beginn wurden seine Finger noch passiv trainiert, bald jedoch konnte er schon auf den assistiven Modus umsteigen.

Gegen Ende seiner Rehabilitation bewegte Olaf seine Finger schon wieder mit Eigenkraft und trainierte am Amadeo im aktiven Modus. Während eines späteren Aufenthalts in einer Rehabilitationseinrichtung nutzte Olaf die sensorbasierte Oberfläche von Myro, um seine grob- und feinmotorischen Fähigkeiten, Rotationsbewegungen, Hand-Augen-Koordination und motorische Koordination weiter zu verbessern.

Ein Mann der auf eine digitale Oberfläche mit der Hand drückt

Fortschrittliche Therapien leider Mangelware

Durch seine eigene Geschichte und seine ehrenamtliche Tätigkeit beim BDH hat Olaf erlebt, wie schwer es für Patienten sein kann, zu einer effektiven Therapie zu kommen. Er plädiert für die Eigeninitiative der Patienten: „Gerade im ambulanten Bereich ist es schwierig, Zugang zu fortschrittlichen Therapieansätzen zu bekommen. Ärzte und Therapeuten wissen teilweise selbst nicht, welche Hilfsmittel es am Markt gibt. Ihnen kann aber keine Schuld zugewiesen werden, es braucht mehr Informationen auf allen Ebenen des Gesundheitssystems. Bis wir dort sind, müssen sich Patienten selbst für ihre Rechte einsetzen.“

Nächstes Ziel: Autofahren nach dem Schlaganfall

Gut eineinhalb Jahre nach dem Schlaganfall kann Olaf seinen rechten Arm wieder zu ca. 80 % nutzen. Beim rechten Bein wird vermutlich eine Fußheberschwäche bestehen bleiben. Um gut mit seinen Einschränkungen leben zu können, hat er seine Arbeitszeit reduziert und geht regelmäßig zur Therapie. Einmal die Woche stehen Physiotherapie, Ergotherapie und Rehasport auf dem Programm. Eines seiner nächsten Ziele ist es, wieder Autofahren zu können. Dafür muss sein Auto auf eine Linksbedienung umgebaut werden und auch eine neuerliche Fahrprüfung ist dafür notwendig. 

Wir wünschen dir dabei alles Gute lieber Olaf!

 

Autorin: Michaela Partel



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