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Rehabilitation

Infantile Zerebralparese (CP) – Kindsein unter besonderen Bedingungen

4. Oktober 2022 5 min. Lesezeit

Infantile Zerebralparese (CP) bezeichnet eine Fehlbildung oder Schädigung des Gehirns bei Säuglingen und Kleinkindern bis zum 2. Lebensjahr. Da die Fehlbildung bzw. Schädigung an verschiedenen Orten des Gehirns auftreten kann, sind die Symptome der CP sehr vielfältig. Meistens tritt eine Mehrfachbehinderung auf. Eine CP tritt bei 2 bis 3 von 1.000 Lebendgeburten auf.

Kleinkind in der Physiotherapie

Wodurch entsteht Zerebralparese (CP)?

Die Ursachen einer zerebralen Bewegungsstörung sind vielfältig. Nur in ca. der Hälfte der Fälle kann eine eindeutige Ursache gefunden werden. Ca. 20% der CP-Fälle entstehen unmittelbar vor, während oder nach der Geburt.

Es kann schon in der Schwangerschaft bzw. vor der Geburt (intrauterin, pränatal) zu Fehlbildungen oder einer Schädigung des Gehirns beim Ungeborenen kommen. Eine Infektionskrankheit der Mutter, Schädigung des Ungeborenen durch Alkohol- und/oder Drogenkonsum, verschiedene Medikamente, Thrombosen (Gefäßverstopfung) im Mutterleib, eine Kohlenmonoxidvergiftung oder Sauerstoffunterversorgung können Ursachen für eine vorgeburtliche CP sein.

Eine Schädigung des Gehirns kann auch während der Geburt (peripartal) entstehen. Eine Geburt ist für Mutter und Kind ein kräftezehrender Prozess. Zirkulationsstörungen im Blutkreislauf oder ein Geburtstrauma können zu einer Zerebralparese führen.

Schädigungen nach der Geburt (postpartal) werden häufig durch Infektionen, Thrombosen oder Enterotoxine (von Mikroorganismen produzierte Giftstoffe) hervorgerufen. Besonders anfällig sind Frühgeburten. Im unreifen Darm von Neugeborenen kann es zu einer „Vergiftung“ durch Bakterien und Toxine kommen, die über die Blutbahn zum Gehirn wandern und dort eine Schädigung auslösen.

Bei Schädigung des Gehirns bis zum 2. Lebensjahr spricht man ebenso von einer infantilen Zerebralparese. Die Ursachen sind meist schwere Erkrankungen, wie z.B. Meningitis (Hirnhautentzündung), Blutvergiftung (Sepsis) oder auch Verletzungen wie ein Schädel-Hirn-Trauma oder schwerer Flüssigkeitsmangel (Dehydratation).

Wie wird eine Zerebralparese diagnostiziert?

Bei Neugeborenen lässt sich eine Zerebralparese (CP) oft schwer feststellen. Meist fallen im Laufe der Zeit Entwicklungsverzögerungen auf. Die Kinder lernen motorische Fähigkeiten verspätet oder gar nicht.

Es zeigen sich Störungen der Koordination, Spastiken (Steifheit, Verkrampfungen) oder auch Störungen des Sehens, Hörens und der Sprache. Auch wiederkehrende epileptische Anfällen können auftreten.

Zur genauen Abklärung der Symptome wird eine MRT (Magnetresonanztomografie) des Gehirns durchgeführt. Kann die Diagnose nicht eindeutig gestellt werden, können Tests zur Nerven- und Muskelfunktion hilfreich sein. Eine genaue Anamnese kann mögliche Ursachen eingrenzen.


Welche Symptome treten bei der Zerebralparese (CP) auf?

Die Symptome der Zerebralparese (CP) können von reiner Ungeschicklichkeit bis zu einer massiven körperlichen Behinderung reichen. Da nicht nur motorische Bereiche des Gehirns betroffen sind, können auch Verhaltensstörungen, Seh- und/oder Hörstörungen, intellektuelle Beeinträchtigungen und epileptische Anfälle auftreten. Ist die Gesichtsmuskulatur betroffen, kann auch die Sprache beeinträchtigt sein.

Bewegungsstörungen bei CP werden in vier Hauptgruppen unterteilt:

  • Spastik – Steifheit und Schwäche der Muskulatur

Es gibt verschiedene Formen einer Spastik. Es können vorwiegend eine Extremität (Monoparese), eine Körperseite (Hemiplegie), beide Beine (Diplegie) oder Arme und Beine (Tetraplegie) betroffen sein.

Die Rumpfmuskulatur zeigt häufig eine deutlich reduzierte Muskelspannung (hypoton).

Spastik tritt bei ca. 80% der betroffenen Kinder auf und ist somit das häufigste Symptom der CP.

  • Dyskinesie (Störung der Bewegungsabläufe)

Von einer Dyskinese betroffene Kinder haben Schwierigkeiten ihre Bewegungsabläufe zu steuern. Es treten unfreiwillige, schraubenförmige (Mit-)Bewegungen auf. Die Bewegungen können wurmartig, abrupt und ruckartig sein. Emotionen können das Auftreten der Dyskinesien verstärken. Im Schlaf verschwinden die unwillkürlichen Bewegungen.

Ist die Gesichtsmuskulatur betroffen, können Probleme in der Sprache auftreten.

  • Ataxie (Störung der Bewegungskoordination)

Bei der Ataxie spricht man von einer Störung der Bewegungskoordination durch eine Schädigung des Kleinhirns. Häufig ist die Muskulatur schwächer, Bewegungen können zittrig sein (Tremor), schnellwechselnde und feinmotorische Bewegungen sind beeinträchtigt. Der Gang ist schwankend und unsicher.

  • Mischformen bei CP

Meist kommt es zu einer Mischform zwischen spastischer und dyskinetischer CP. Bei Mischformen treten wesentlich häufiger zusätzliche Beeinträchtigungen, wie z.B. Intelligenzminderung oder Verhaltensauffälligkeiten auf.

Bei allen Formen der CP kann es durch die Veränderungen in Bewegung und Muskelspannung zu Sekundärschäden kommen. Häufig entstehen Deformitäten an den Beinen, insbesondere Hüftluxationen und Fußfehlstellungen. Auch eine Skoliose der Wirbelsäule kann auftreten. Durch einseitige Belastungen im Sitzen oder Liegen kann es zu offenen Stellen der Haut (Decubitus) sowie zu einer reduzierten Knochenfestigkeit (Osteoporose) kommen.


Wie wird Zerebralparese (CP) behandelt?

Zerebralparese ist eine vielschichtige Erkrankung, die Eltern und Kinder vor Herausforderungen stellt. Oft finden sich Eltern und Kinder in einem wahren „Marathon“ an Arzt- und Therapieterminen wieder. Auch finanziell ergeben sich große Belastungen, da Hilfsmittel aufgrund des Wachstums häufig adaptiert werden müssen.

Um Kindern mit CP eine möglichst große Selbstständigkeit zu ermöglichen, benötigt es eine enge Zusammenarbeit verschiedener ärztlicher und therapeutischer Berufsgruppen.

Die Entwicklung des Kindes wird in regelmäßigen Abständen erhoben, um die Versorgung mit Therapien und entsprechenden Hilfsmitteln optimal anzupassen. Physiotherapie und Ergotherapie kommen frühzeitig und dauerhaft zum Einsatz. Die größtmögliche Bewegungsfähigkeit sowie Selbstständigkeit des Kindes stehen im Vordergrund. Mit zunehmendem Alter der Kinder nimmt auch die Prophylaxe von Sekundärschäden eine große Rolle ein.

Kind mit Ninjasocken in der Physiotherapie

Neben Ergo- und Physiotherapie können robotikgestützte Therapien, Logopädie, psychologische Therapien oder Hippotherapie (Therapie am Pferd) unterstützend eingesetzt werden.

Bei stärkerer körperlicher Beeinträchtigung kann die Gabe von spastikreduzierenden Medikamenten oder auch die Injektion von Botolinumtoxin A notwendig sein, um die Bewegungsfähigkeit zu erhalten.

Sind konservative Therapieoptionen ausgeschöpft und keine weiteren Fortschritte mehr zu erwarten, können operative Korrekturen in Frage kommen. Dies ist jedenfalls erforderlich, wenn Kontrakturen oder Deformitäten auftreten oder die Sitz- und Pflegefähigkeit gefährdet ist.

Wie sieht die Prognose bei Zerebralparese (CP) aus und wie hoch ist die Lebenserwartung?

Eine vollständige Heilung ist bei der CP nicht möglich. Die Prognose ist stark von der Ausprägung der Schädigung abhängig. Bei geringen bis mäßigen Einschränkungen wird von einer annähernd normalen Lebenserwartung ausgegangen.

Als Eltern können Sie Ihr Kind dabei unterstützen, seine vorhandenen Potenziale auszuschöpfen. Möglichst viele alltägliche Erfahrungen sind wichtig. Jede gemeinsame Aktivität fördert die individuellen Ressourcen des Kindes und ermöglicht ein Kindsein abseits der Erkrankung.

 

Autor: Saskia Wibner



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