Was ist eigentlich ein K-Tape?
Dieses „bunte Pflaster“ ist ein elastisches Baumwollband, das mit einer speziell aufgebrachten Acrylbeschichtung auf die Haut aufgeklebt wird. Es wird als K-Tape, kinesiologisches Tape oder auch Kinesio-Tape bezeichnet. Im weiteren Verlauf des Artikels wird es K-Tape genannt. Es ist in Längsrichtung dehnbar und ähnlich elastisch wie die Eigendehnung des menschlichen Muskels. Außerdem ist es luft- und wasserdurchlässig, wodurch es gut verträglich ist. K-Tapes werden meistens in vier verschiedenen Farben verwendet, die alle dieselben Eigenschaften aufweisen.
Klassisches Taping vs. Kinesio-Tape
Das elastische Material ist das, was das K-Taping vom klassischen Tapen unterscheidet. Beim klassischen Tapen wird ein unelastisches Material verwendet, weil in diesem Fall Gelenke stabilisiert oder ruhiggestellt werden sollen. Die Bewegungsfreiheit wird damit eingeschränkt. Am Beginn der Entwicklung des K-Tapes stellte man die Beeinflussung der Muskulatur über die Propriozeption – die Eigenwahrnehmung des Köpers – in den Vordergrund. Dabei war es allerdings wichtig, dass die Bewegungsfreiheit nicht eingeschränkt wird. Deshalb auch der Name Kinesio-Tape, der sich vom griechischen Wort Kinesis für Bewegung ableitet. Das Aufkleben des K-Tapes auf die Haut beeinflusst die Hautrezeptoren in genau diesem Bereich. Das wiederum wirkt sich auf die Propriozeption, die Muskulatur, die Bänder und somit letztendlich auf die Körperfunktionen aus. Aus den anfänglichen Muskelanlagen hat sich mittlerweile ein breites Behandlungsspektrum des K-Tapings entwickelt.
Wie funktioniert das K-Tape?
In unseren Hautschichten befinden sich sehr viele Rezeptoren, die Druck, Berührung, Zug, Kälte oder Wärme erfassen und diese Reize an das Gehirn weiterleiten. In den Hautschichten befinden sich auch Blut- und Lymphgefäße sowie Nerven, die ins Bindegewebe eingebettet sind. Indem man das K-Tape auf verschiedenen Stellen und durch unterschiedliche Anlagetechniken am Körper anbringt, kann auf bestimmte Probleme gezielt Einfluss genommen werden.
Man spricht von 4 unterschiedlichen Anlagetechniken:
- Muskelanlagen: Diese Art findet bei Verletzungen der Muskulatur, bei hoher oder niedriger Ruhespannung der Muskulatur (Hyper-/Hypotonus) oder gestörter Muskelaktivierung seine Anwendung.
- Ligamentanlagen: Diese Technik unterstützt die Bandstrukturen und wird daher bei Verletzungen und Überlastungen von Bändern und Sehnen angewendet.
- Korrekturanlagen: Hier unterscheidet man zwischen funktionellen Korrekturanlagen und Faszienkorrekturanlagen. Eine funktionelle Anlage bewirkt eine Positionsverschiebung eines Knochens, der sich in einer Fehlstellung befindet, und hilft, diese zu korrigieren. Faszienkorrekturanlagen unterstützen die Lockerung von Faszien und können so eine Linderung der Schmerzen bewirken.
- Lymphanlagen: Diese Art der Anlage wird eingesetzt, um das Anheben der Haut zu unterstützen und somit den Abfluss der Lymphflüssigkeit zu fördern.
Durch die Anlage eines K-Tapes werden immer alle genannten Bereiche gleichzeitig beeinflusst. Das Verschieben der Haut bei Bewegung wirkt auf die Mechanorezeptoren in der Haut, womit eine Schmerzdämpfung erzielt wird.
Wann darf das K-Tape nicht verwendet werden?
Auf offenen Wunden, noch nicht verheilten Narben, pergamentartiger Haut und bei bekannten Allergien gegen Acryl dürfen Tapes nicht verwendet werden. Vorsicht ist außerdem bei Reaktionen auf Silikon geboten. Werden blutverdünnende Medikamente eingenommen, kann es aufgrund der anhebenden Wirkung der Taping-Anlage zu kleinen Einblutungen in der Haut kommen. Manche Personen reagieren auch mit Juckreiz oder Quaddelbildung. Wenn das Tape nicht vertragen wird, kann es jederzeit selbstständig entfernt werden. Für eine noch leichtere Entfernung kann man etwas Öl auf das Tape aufbringen.
Wie können K-Tapes in der Neurologie eingesetzt werden?
Es gibt mittlerweile einige Forschungsarbeiten, die zeigen, dass K-Tape-Anlagen bei vielfältigen neurologischen Problemen zu deutlichen Verbesserungen führen können. Der Einsatz von K-Tapes verbessert bei Lähmung oder Schwäche die Funktion der oberen und unteren Extremitäten, beispielsweise nach einem Schlaganfall. Schmerzen, die durch eine Sub- bzw. Teilluxation des Schultergelenks (eine Vergrößerung des Gelenksspalts aufgrund fehlender Muskelspannung bei einer Lähmung des Armes) auftreten können, konnten damit deutlich reduziert werden. Auch die Subluxation selbst konnte durch die Anbringung eines K-Tapes vermindert werden. Im Hinblick auf die Gleichgewichtsfunktion und auch das Gehen konnte durch den zusätzlichen Einsatz von K-Tapes ebenfalls eine positive Wirkung erzielt werden. Eine Schwellung der Hand nach einem Schlaganfall kann ebenso durch eine Lymphtapeanlage positiv beeinflusst werden.
Beispiele für K-Taping in der Neurologie
Schmerzreduktion bei subluxiertem Schultergelenk & Reduktion der Subluxation
Ein Schlaganfall kann dazu führen, dass eine Körperseite gelähmt zurückbleibt. Reduzierte Muskelspannung und die Schwerkraft, die in aufrechter Körperposition auf den gelähmten Arm einwirkt, führen häufig zur sogenannten Subluxation. Das kann sowohl Schmerzen aufgrund des Zuges an den Bandstrukturen und Sehnen sowie an der Gelenkskapsel hervorrufen.
Durch das Anbringen eines K-Tapes kann…
…der Tonus – also die Spannung – in der Muskulatur beeinflusst werden.
…die Wahrnehmung der gelähmten Seite durch die ständige Aktivierung der Hautrezeptoren gefördert werden. Wenn der gelähmte Arm besser gespürt wird, kann Verletzungen vorgebeugt werden.
…der Lymphabfluss und die Blutzirkulation verbessert werden.
…der Schmerz durch Reizung der Mechanorezeptoren in der Haut verringert werden.