Durch einen Schlaganfall oder ein Schädel-Hirn-Trauma entstehen Schäden in bestimmen Gehirnarealen. Metaphorisch entsteht durch eine neurologische Schädigung eine Straßensperre im Verkehrsnetz. Je nachdem, welche Gehirnbereiche betroffen sind, ist entweder die Straße vom Gehirn zum Körper (efferente Nervenbahnen) oder vom Körper zum Gehirn (afferente Nervenbahnen) schlecht befahrbar. Es kann zu Lähmungserscheinungen, Spastiken oder Wahrnehmungsstörungen kommen.
Während Lernprozessen und Training verändert sich das Gehirn. Ist eine Straße gesperrt, sucht sich das Nervensystem automatisch neue Wege. Je öfter wir die neuen Wege nutzen, umso breiter werden sie und umso einfacher können sie befahren werden.
Nach einem Schlaganfall kann es vorkommen, dass die Finger nicht mehr willentlich angesteuert werden können. Regelmäßiges, gezieltes Bewegen und Trainieren der Finger kann dazu führen, dass sich die zuständigen Hirnareale neu vernetzen. Es entstehen neue Nervenbahnen, die das Ansteuern der Finger wieder möglich machen.
Man kennt dieses Phänomen von Musikern: Bei Streichmusikern konnte nachgewiesen werden, dass die Areale ihrer Hirnrinde, die für die Finger verantwortlich sind, größer sind, als jene von Menschen, die niemals ein Streichinstrument erlernt haben.
Neurologische Beeinträchtigungen können sich endgültig anfühlen. Das müssen sie aber nicht sein. Das Gehirn besitzt die Fähigkeit sich zu verändern.
Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über Möglichkeiten der Funktionsverbesserung durch Neuroplastizität nach neurologischen Schäden oder Krankheiten.
Autorin: Michaela Partel